ein Gastbeitrag von Jeroen Kuiper
Woltersdorf ist die kleinste Gemeinde Deutschlands mit einer eigenen Straßenbahn. Sie kann sich finanziell nicht selbst tragen. Dennoch sind im Prinzip alle Gemeindevertreter dafür, dieses Kleinod zu erhalten. Die Straßenbahn ist umweltfreundlich, wichtig für Menschen, die auf den ÖPNV angewiesen sind, eine touristische Attraktion, Arbeitgeber für einige dutzend Personen…
Dumm nur, dass das Gleisbett in der Schleusenstraße marode ist und ausgetauscht werden muss. Darüber hat die Gemeindevertretung in ihrer Sitzung am 26. Februar diskutiert. Mit einer Enthaltung und 15 Gegenstimmen wurde die Beschlussvorlage der Verwaltung rigoros abgelehnt.
Wie kam es dazu? Die Verwaltung schlug vor, die Schleusenstraße zusammen mit dem Gleisbett zu sanieren. In Prinzip ein logischer Schritt, da es kostengünstiger ist, beide Vorhaben gemeinsam durchzuführen und nicht zuerst das Gleisbett zu sanieren, um dann einige Jahre später die Straße erneut aufzureißen.
Die erste Schätzung sieht aber einen Gesamtkostenumfang von fast unglaublichen 4,8 Millionen Euro vor, davon werden 3,7 Millionen für den Straßenbau kalkuliert. Die Anlieger sollen wiederum davon 1,53 Millionen Euro übernehmen. Es ist richtig – die Woltersdorfer Straßenverordnung regelt die Beteiligung der Anlieger an Straßenbaumaßnahmen. Aber in diesem Fall würde das bedeuten, dass auf die geschätzten 20 Anwohner etwa 75.000 Euro pro Haushalt zukämen! Es ist also nicht verwunderlich, dass mehrere Einwohner beunruhigt zur GV gekommen waren. Bei dieser Summe würde ich auch ein paar Nächte schlecht schlafen…
Die Beschlussvorlage beinhaltete Kostenpositionen wie mehr als eine Million Euro für Baumfällungen und Neupflanzungen. Eine kaum vorstellbare Summe bei einer Straßenlänge von etwa 700 Metern… Eine der teuersten Maßnahmen wäre die unterirdische Entwässerung. Bei solchen (Un-)Summen ist Unruhe aber programmiert. Und wir wollen in Woltersdorf in den nächsten Jahren auch noch mehrere Millionen in einer neuen Schule und/oder Kita investieren….
Wie sich in der Diskussion herausstellte, ging es der Verwaltung hauptsächlich darum, 108 000 Euro für die nächste Planungsstufe locker zu machen. Entschieden wurde aber erst mal gar nichts.