Auswertung Fluglärm in Schöneiche seit der BER-Eröffnung

von Hans-Joachim Schlaak

Seit dem 8. November ist der Flughafen Tegel geschlossen. Der gesamte Berlin-Flugverkehr erfolgt seitdem  über den BER. Wie zu erwarten, hat das auch die Fluglärmbelastung von Schöneiche stark verändert. Bei Westwind-Wetterlage ist es in Schöneiche ruhiger als in der Vor-Corona-Zeit geworden, bei  Ostwind-Wetterlage hingegen sehr viel lauter – trotz des  durch Corona stark reduzierten Flugverkehrs.
Seit dem 8. November hatten wir 16 Tage mit Westwind-Wetterlage und 21 Tage mit Ostwind-Wetterlage. An den 16 Westwindtagen gab es täglich nicht mehr als drei Schöneiche-Überflüge und die auch nur, weil die Flieger sich nicht an die 2012 beschlossenen BER-Anflugrouten hielten, sondern kräftig abkürzten.
Ganz anders die Fluglärmsituation bei Ostwind: Die Müggelseeroute wird geflogen und dabei die Westspitze von Schöneiche direkt überflogen (Mozartstraße, Pirschweg). Der Flugkorridor (horizontal) der Flieger ist dabei kleiner als 200 m, also recht schmal. Nur sehr wenige kleine Flugzeuge biegen vor Schöneiche in Richtung West ab.
Die meisten Müggelseerouten-Überflüge hatte Schöneiche böserweise immer an Sonntagen, wobei die Anzahl dieser Überflüge von Sonntag zu Sonntag zunahm. Am 8. November waren es 20 Überflüge und letzten Sonntag, am 13. Dezember bereits 30. Angekündigt wurden im Jahr 2012 von der Flughafengesellschaft täglich 122 bis 150 Müggelseeroutenflüge – also die vier- bis fünfache Zahl.
Die detaillierte Auswertung des letzten Sonntags ergibt, dass die 30 Müggelseerouten-Flieger Schöneiche in einer Höhe von 1,5 km bis 2,7 km überflogen, im Mittel in 2,1 km Höhe. Dabei wurden von der Messstation in Schöneiche West Lärmpegel von 61 dBA bis 70 dBA gemessen (Mittelwert 65,3 dBA). Bei der 1,4 km entfernten – mehr in Ortsmitte liegenden – kalibrierten Messstation lagen die Lärmpegel um ca. 3 dB niedriger: 60 dBA bis 67 dBA, Mittelwert 62,3 dBA. Diese etwas niedrigeren Werte resultieren aus dem größeren Abstand zur Flugspur. Eine Auswertung der 20 Überflüge des 8. Novembers hatte nahezu identische Ergebnisse für Fluglärm und Flughöhen geliefert.
Vergleich mit den Schöneiche-Überflügen im Vorjahresmonat Dezember 2019
Bei Ostwind-Wetterlage:
Als zulässiger Vergleichstag wurde hier der Sonntag, 22. Dezember 2019 gewählt. An diesem Sonntag gab es 15 Schöneiche-Überflüge, 11 Tegelabflüge und 4 Schönefeldabflüge. Deren Flugspuren waren über Schöneiche breit verteilt. Die Flughöhen lagen zwischen 3,0 km und 3,8 km, im Mittel bei 3,36 km. Die von der kalibrierten Messstation gemessenen Fluglärmpegel lagen zwischen 49 dBA und 57 dBA, der Mittelwert war 54,3 dBA. Es war also sehr viel, viel leiser in Schöneiche als aktuell durch die Müggelseerouten-Flieger
Bei Westwind-Wetterlage:
Hier wurde Sonntag, der 15. Dezember 2019 ausgewählt. Es gab 28 Schöneiche-Überflüge an diesem Tag, 25 Tegelanflüge, einen Tegelabflug, einen Schönefeldanflug und einen Schönefeldabflug. Auch hier verliefen die Flugspuren breit über Schöneiche verteilt. Die Flughöhen über Schöneiche betrugen 0,6 km bis 4,9 km, der Mittelwert war 1,6 km. Die kalibrierte Messstation hatte Lärmpegel zwischen 48 dBA und 67 dBA gemessen, im Mittel 55,1 dBA, also auch hier viel geringere Lärmpegel als durch die aktuellen Müggelseerouten-Flüge.
Ausblick:
Wer mit offenen Augen und Ohren durch Schöneiche geht, kann schon jetzt  ahnen, was da auf uns zukommt, wenn man nach dem Winter mehr draußen, im Garten ist, wenn dann auch wieder mehr geflogen wird, wenn sich nach Corona die Zahl der aktuellen Müggelseerouten-Überflüge verfünffachen wird. Das hieße zwischen 7 Uhr und 22 Uhr durchschnittlich jede fünf Minuten ein lärmender Überflug. Überflüge, die es vorher in Schöneiche nur sehr selten gab. Das es bei Westwind voraussichtlich viel ruhiger sein wird, ist kein wirklicher Trost.
Ich halte das für eine starke Verschlechterung der Wohn- und Lebensqualität für ein Großteil der Schöneicher Bürger. Der Ort Schöneiche verliert so an Attraktivität. Zu dieser Lärmvermüllung von Schöneiche darf es nicht kommen! Flugrouten sind menschengemacht, sie können modifiziert und verändert werden.

Artikel kommentieren

2 Kommentare

  1. Das ist ja wirklich schrecklich. Was kann ein Bürgermeister ausrichten? Was ein Landkreis? Welche Wege des Widerstands kann man gehen?

Keine Kommentare möglich.